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Leichen in Kalilauge lösen

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Artikel von www.welt.de

Die Bestattungsart gilt als billiger und umweltfreundlicher als Verbrennen – Kritiker haben aber ethische Einwände.

Werden Leichen in der EU künftig in Kalilauge aufgelöst? Die Behörden in Belgien und Schottland prüfen derzeit, ob diese neue Bestattungsart zugelassen wird. Das Verfahren gilt als umweltfreundlicher und deutlich preiswerter als eine Feuerbestattung, außerdem lässt sich Energie sparen.

Der flämische Bestatterverband fordert jetzt von dem zuständigen Minister Geert Bourgeois eine Genehmigung. Ein Sprecher der EU-Kommission sagte WELT ONLINE: „Wir sehen bei dieser Bestattungsart keine Probleme.“ Letztlich müssten aber die nationalen Regierungen entscheiden. Rolf Lichtner, Geschäftsführer des Bundesverbands Deutscher Bestatter: „Es ist noch nicht absehbar, ob sich das Verfahren in Deutschland durchsetzen wird. Die Diskussion darüber wird aber kommen.“

Bei der sogenannten alkalischen Hydrolyse wird der Leichnam in einen Edelstahltank gelegt und innerhalb von zwei bis drei Stunden bei einer Temperatur von 170 Grad in Kalilauge zersetzt. Neben einer braunen Flüssigkeit bleiben nur wenige poröse Knochenreste übrig. Sie werden zermahlen und können anschließend bestattet werden. Das Verfahren wird seit Kurzem in Teilen Kanadas und bereits seit mehreren Jahren in einigen US-Bundesstaaten, wie Minnesota und New Hampshire, angewendet. Die Kosten liegen dort bei rund 500 Euro. Zum Vergleich: Eine Feuerbestattung kostet in Deutschland im Durchschnitt mehr als 1500 Euro.

Die Öko-Beerdigung ist trotz Umweltschutz und Niedrigpreis nicht unumstritten. Sie erinnert an Mafia-Methoden und an grausige Rituale. So erhielt ein Gesetzesvorschlag zur Einführung der Hydrolyse im Bundesstaat New York den Spitznamen „Hannibal Lecter’s Bill“ – in Anspielung auf den von Anthony Hopkins gespielten Serienmörder in Thomas Harris’ „Schweigen der Lämmer“.

Kritiker führen zudem ethische Bedenken an. „Der menschliche Körper ist kein Entsorgungsmaterial, er hat eine würdevolle Beisetzung verdient“, heißt es beim Deutschen Bestatterverband. Kirchenkreise in den Vereinigten Staaten kritisieren auch, „dass mit der entstandenen Flüssigkeit Teile des menschlichen Körpers einfach den Abfluss runtergespült oder als Dünger auf den Feldern benutzt werden könnten“.